Zwergwidder
Die kleinsten Vertreter unter den Widderkaninchen sind die Zwergwidder. Das Höchstgewicht der Zwergwidder beträgt 1,90 kg. Zwergwidder gibt es in vielen verschiedenen Farbenschlägen.
Geschichte
Kaninchen mit herabhängenden Ohren wurden schon auf historischen Werken abgebildet. Bereits im Jahr 1858 beschrieb des Naturforscher Charles Darwin in seinem Werk “The variation of animals and plants under domestication” halb- und ganz herunterhängende Ohren bei Kaninchen. Ihren Ursprung haben die Widderkaninchen jedoch in Frankreich.
Um 1871 wurden historischen Aufzeichnungen nach, die ersten Widderkaninchen von den Soldaten, die im deutsch-französischen Krieg in Frankreich kämpften, nach Deutschland gebracht. Aus diesen Tieren wurden schließlich die ersten Deutschen Widderkaninchen herausgezüchtet, welche heute zu den großen Kaninchenrassen zählen. Denn zur damaligen Zeit dienten Hauskaninchen als reine Nutztiere, welche sehr gute Fleischlieferanten darstellten. Das Widderkaninchen an sich erhielt seinen Namen nicht etwa wegen den herunterhängenden Ohren, sondern wegen Ihrem Rams (-> auch Ramsnase), welcher der Stirnpartie eines männlichen Schafes, einem Widder, gleicht.
Nach dem 2. Weltkrieg, um 1954, als die Familien kleiner wurden und der Sonntagsbraten nicht mehr so groß sein musste, überlegte sich der Zuchtfreund Eberhard Diener einen Deutschen Widder im Kleinformat zu erzüchten. Die Deutschen Kleinwidder entstanden.
Fast zeitgleich, vor mehr als einem halben Jahrhundert, überlegte sich der Kaninchenzüchter Adrian de Cock aus dem niederländischen Tilburg, ebenfalls Widderkaninchen im Kleinformat zu züchten. Im Gegensatz zu den Deutschen Kleinwiddern sollten es in den Niederlanden Zwergwidder werden. Ihm schwebte vor, ein Widderkaninchen mit den Eigenschaften eines typischen Zwergkaninchens zu züchten.
Für seine ersten Zuchtversuche verwendete Adrian de Cock französische Widder und Farbenzwerge. Die Farbenzwerge verkörperten den Zwergentyp und die französischen Widder sollten den Widdertyp beisteuern. Durch verschiedene Inzuchtlinien bei denen er besonders darauf achtete, eine Zwergwüchsigkeit herbeizuführen, den Zwergenfaktor der Farbenzwerge aber zu verdrängen und dabei den Widdertyp zu erhalten und durch die Einkreuzung von madagaskafarbenen Englischen Widdern benötigte de Cock nicht einmal 12 Jahre, ehe er sein Zuchtziel, ein Widderkaninchen im Zwergenformat zu erzüchten, erreicht hatte.
1964 zeigte er seine Widderzwerge als Nederlandse Hangoor Dwerge (NHD) erstmals auf der holländischen Bundeskaninchenschau in Den Bosch. Anschließend folgte die Anerkennung der Nederlandse Hangoor Dwerge in den Niederlanden. Kurz darauf, noch im selben Jahr, wurden die ersten Niederländischen Widderzwerge nach Deutschland importiert. Als Rasse wurden sie allerdings erst 1973, fast 10 Jahre nach ihrer Anerkennung in den Niederlanden, in Deutschland anerkannt.
In Deutschland hießen die kleinsten aller Widderkaninchen vorerst Widderzwerge. Sie tragen, im Gegensatz zu Farbenzwergen oder Hermelin nicht den so genannten Zwergenfaktor in sich, denn dieser ist, genau wie der Widdertyp eine weitere Mutation in der Evolution der verschiedenen Kaninchenrassen. Mittlerweile hat man die Widderzwerge im Jahr 2003 zu Zwergwiddern umbenannt, da der Widdertyp im Vordergrund stehen sollte, denn Zwergwidder sind keine typischen Zwergkaninchen, wenn auch ihre Vorfahren welche waren.
Inzwischen haben die Zwergwidder sich in die Herzen vieler Zuchtfreunde eingeschlichen und sind nicht mehr aus der Rassekaninchenzucht wegzudenken. Insbesondere die einfarbigen Farbenschläge, wie die weißen, die wildfarbenen und auch die blauen Zwergwidder nehmen auf Großschauen ganze Reihen für sich ein. Aber auch die anderen Farbenschläge, wie auch mantelgescheckte Zwergwidder erfreuen sich stetig wachsender Beliebtheit.
Standard
Gewicht | 10 Punkte |
Körperform, Typ und Bau | 20 Punkte |
Fellhaar | 20 Punkte |
Kopf | 15 Punkte |
Behang | 15 Punkte |
Farbe und Zeichnung | 15 Punkte |
Pflegezustand | 5 Punkte |
1. Gewicht
1,20 – 1,34 kg | bis 1,35 – 1,49 kg | 1,50 – 1,90 kg | 1,91 – 2,00 kg | Höchstgewicht |
8 | 9 | 10 | 9 | 2,00 kg |
2. Körperform, Typ und Bau
Der Körper ist kurz, gedrungen, breitschultrig und mit einer schönen Rückenlinie, einem breiten, gut abgerundeten Becken und einem kurzen, kräftigen Nacken, ohne sichtbaren Hals versehen. Die Läufe sind kurz und mittelstark. Die Häsin ist etwas feiner als der Rammler und frei von jeglichem Wammenansatz.
Leichte Fehler und schwere Fehler: Siehe “Allgemeines” im ZDRK-Standard 2018.
3. Fellhaar
Das Fellhaar ist entsprechend dem Größenrahmen der Zwergwidder verhältnismäßig kurz. Es ist dichtim Unterhaar, von feiner Struktur und zeichnet sich durch eine feine, gleichmäßige Begrannung aus. Die Ohren sind gut behaart.
Leichte und schwere Fehler: Siehe: Allgemeines im Standard des ZDRK 2018.
4.Kopfbildung
Für beide Geschlechter typisch ist der ausgeprägte Widderkopf, der kurz und kräftig zu sein hat, eine breite, gut entwickelte Schnauzpartie und starke Kinnbacken, sowie eine breite Stirn und eine schöne Ramsnase aufweist.
Leichte Fehler: Wenig entsprechend dem Rasse- und Geschlechtstyp ausgeprägte Kopfbildung.
Schwere Fehler: Völliges fehlen des typischen Widderkopfes, Häsinnenkopf beim Rammler, ausgeprägter Rammlerkopf bei der Häsin.
5. Behang
Der Behang besitzt an den Ohrenansätzen ausgeprägte Wulste (Krone) und wird hufeisenförmig, mit der Schallöffnung nach innen, zum Kopf hin getragen. Der Behang ist stabil im Gewebe und an den Enden gut abgerundet. Die Länge des Behanges beträgt 22-28 cm.
Leichte Fehler: Schwach entwickelte, flache Krone. Schwache, dünne, zusammengefaltete Ohren. Schlecht getragener oder abstehender (schwebender) Behang. Etwas kurzer oder langer, nicht zur Körpermasse passender Behang.
Schwere Fehler: Zeitweiliges Aufrechttragen eines oder beider Ohren, weniger als 22 cm oder mehr als 28 cm Behanglänge.
6. Farbe und Zeichnung
Anerkannt sind alle Farbenschläge, die in der Liste der anerkannten Rassen und Farbenschläge im ZDRK-Standard 2018 aufgeführt sind. Bei der Beurteilung sind die Beschreibungen der Ursprungsrassen zu Farbe bzw. Zeichnung sinngemäß anzuwenden. Dabei ist die Gewichtung unterschiedlicher Rassemerkmale der Ursprungsrassen entsprechend den allgemeinen Bestimmungen vorzunehmen.
Leichte und schwere Fehler: Diese sind sinngemäß zu den Ursprungsrassen anzuwenden.
7. Pflegezustand
Siehe „Allgemeines“ im ZDRK-Standard 2018.
Anmerkung: Analog zu den Marderkaninchen sowie Siamesen, sind unter den gleichen Bedingungen auch homozygote Farbenschläge dieser beiden Ursprungsrassen bei den Zwergwiddern als Einzeltiere zur Bewertung zugelassen. Hierbei sind die Bestimmungen der Marderkaninchen bzw. Siamesen sinngemäß anzuwenden.
Quellen: ZDRK-Standard 2018, Wikipedia, Kaninchenkompass (H.-P. Scholz, Oertel & Spörer-Verlag)
Bildrechte: Katharina Halter