Die beste Arbeit bzw. Studie zum Thema „Prävalenzen“ von Erkrankungen bei Kaninchen ist für mich die von O’Neill et al., 2024 mit einer Stichprobe von 3.933 Tieren von insgesamt 162.017 Heimkaninchen aus 1.224 Kliniken des Jahres 2019. Ausgewertet wurden die Patientenakten der 3.933 Tiere mit allen Diagnosen, und zwar für jedes einzelne Tier.
In der Tabelle sind beispielhaft 3 Tiere mit all ihren Diagnosen aufgeführt – 1 „Lion Head Lop“ (ID 125), 1 „Holländerkaninchen“ (ID 164) und 1 „Rexkaninchen“ (ID 1811). Die Diagnose „Otitis media“ ist bei jedem Tier rot markiert.
Verfechter der Qualzuchtkampagne würden vermutlich argumentieren, dass die zusätzlichen Diagnosen bei dem 6,5 Jahre alten Löwenkopf-Hängeohr-Kaninchen alle auf die Ohren und damit auch auf die „Otitis media“ zurückzuführen sind.
Dann stellt sich natürlich sofort und verschwörungstheoretisch die Frage, worauf dann die „Otitis media“ und weitere Diagnosen bei den jeweiligen Stehohrkaninchen zurückgeführt werden können.
Viele deutsche Tierärzte „wissen“ inzwischen auf Grund der Hilfe der Experten der QUEN gGmbH und der Stabsstelle für Tierschutz Baden-Württemberg (STBW), dass das hängeohrige Löwenköpfchen, welches in Deutschland keine anerkannte Zuchtrasse ist, ganz sicher ein rassebedingtes Problem hat. Alle anderen Diagnosen könnte man somit losgelöst davon betrachten.
Die zwei Stehohrkaninchen? Man hat sich unter den Experten inzwischen auch darauf verständigt, dass selbst Stehohrkaninchen an „Otitis media“ leiden können. Die haben halt Pech gehabt, obwohl die Ohren stehen. Man kann ja auf einer bekannten, „informativen“ Webseite, die von der QUEN gGmbH und der STBW beworben wird, nachlesen, wie alles mit nichts zusammenhängt bzw. es nur einen Grund für „Otitis media“ bei Widderkaninchen geben kann.
Dass Beispiel von drei, offensichtlich verwahrlosten, Heimkaninchen zeigt, was in früheren Studien nie berücksichtigt wurde.
Seltsam, dass alle drei Kaninchen, neben „Otitis media“, auch Zahnprobleme hatten …
PS: Ich wünsche Euch und all Euren Tieren ein gesundes, neues Jahr!
Quelle:
https://doi.org/10.1002/vetr.4396